ZUM BEGRIFF MOBBING

  • Konrad Lorenz (österreichischer Verhaltensforscher, 1903-1989) hat beobachtet, dass sich schwächere Tiere zusammentun um einen überlegenen Gegner gemeinsam zu vertreiben (z.B. Gänse gegen einen Fuchs) und hat dieses Verhalten als Mobbing bezeichnet (von englisch mob = Pöbel, Meute, Bande, to mob = angreifen, bedrängen).
  • Heinz Leymann (Arbeitspsychologe, 1932-1999) hat festgestellt, dass zahlreiche Krankenstände mit besonders konfliktreichen und belastenden Umständen zusammenhängen. Seine "45 Mobbing-Handlungen" werden immer wieder zitiert.  Heinz Leymann, Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann (1993).

Kennzeichen

  • Systematisch: nicht einzelne spontan Sticheleien, sondern bewusst gesetzte Attacken,
  • häufig, über längere Zeit und
  • mit dem Ziel des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis.
  • Mobbing ist meistens gegen eine Person gerichtet, manchmal auch gegen eine Personengruppe.

Formen

  • Bossing: Vorgesetzte versuchen einen "unangenehmen" Mitarbeitenden durch gezielte Angriffe zur Kündigung zu bewegen.
  • Staffing: richtet sich in der Hierarchie nach oben, gegen Vorgesetzte.
  • Bullying: Terror zwischen Menschen mit mehr oder weniger gleichen Machtverhältnissen.
  • Straining: eine einmalige Aktion (z.B.Versetzung an einen überflüssigen Arbeitsplatz) bedeutet die Abwertung und Isolierung einer Person, die dadurch zermürbt und zur Kündigung getrieben werden soll.
  • Cyber-Mobbing: abwertende, verletzende oder erniedrigende Meldungen über die sozialen Medien.

Besonderheiten

  • Macht-Ungleichgewicht: Psychoterror bedeutet immer, dass Menschen damit in eine unterlegene Position gedrängt werden.
  • Fast immer heimlich mit scheinbar sachlichen Argumenten: Falschaussagen werden nicht auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft - wenn z.B. jemand zu einem Termin nicht kommt, er aber davon gar nichts gewusst hat.
  • Betroffene können sich nicht selbst aus der Situation befreien. Versuche, den Konflikt zu klären, scheitern regelmäßig - egal, ob es um die Bitte nach Gesprächen, um besonderes Engagement oder verbale Gegenwehr geht.
  • Mit herkömmlichen Konfliktlösungsstrategien nicht zu klären: besonders erschwerend wirken unwahre Aussagen oder nicht beweisbare Angriffe.

Typische Handlungen

  • Gerüchte, Verbreitung von Unwahrheiten,
  • Falsche Bewertung der Arbeitsleistung,
  • Ständige Sticheleien, Beleidigungen,
  • Zurückhalten wichtiger Informationen,
  • Massive und ungerechtfertigte Kritik an der Arbeit,
  • Ausgrenzung, Isolierung, ...

Die Phantasie der Mobbenden ist grenzenlos!

 

BETEILIGTE

Mobbing kann jede/n treffen. Erfahrungen zeigen, dass Frauen genau wie Männer, Jüngere wie Ältere beteiligt bzw. betroffen sein können. Nicht das Geschlecht, das Alter, die Herkunft oder andere persönliche Kennzeichen sind ausschlaggebend, sondern die individuelle Situation und vor allem der Charakter der Person, die Mobbing betreibt.

 

URSACHEN

... bei der mobbenden Person:

Kommunikationsprobleme, Leistungsprobleme, Probleme mit Vorgesetzten, Ehrgeiz, Machtstreben, mangelndes Selbstwertgefühl, persönliche Probleme, Neid, Missgunst, ...

... beim Mobbing-"Opfer":

bestimmte Verhaltensweise, die andere reizen, Arbeitseinstellung, die andere nicht mittragen, besonders graues oder zu geringes Engagement, oder einfach am falschen Platz,...

... bei den (untätigen) ZuschauerInnen:

können die Situation selbst nicht einschätzen, stimmen den TäterInnen zu (durch die Einstellung: wer die Macht hat, hat "immer" Recht), sehen keine Möglichkeit einzugreifen und bleiben lieber passiv, oder haben Angst, selbst Ziel des Mobbings zu werden.

... im System:

organisatorische Mängel, nicht geregelte Kompetenzverteilungen, fehlende Konfliktkultur, schlechtes Betriebsklima oder gewünschtes Ziel der Einsparung.

 

KOSTEN

Mobbing verursacht enorme Personalkosten, geschätzt z.B.:

  • die mobbende Person: minus 20 bis 50% der Arbeitsleistung
  • das "Opfer": minus 20-80% der Arbeitsleistung
  • die KollegInnen: minus 10-20% der Arbeitsleistung
  • unmittelbar Vorgesetzte: Klärungsgespräche
  • übergeordnete Vorgesetzte
  • Personalabteilung
  • Betriebsrat
  • Krankenstände
  • Posten-Um-/Neubesetzungen
  • ...
  • Gesundheits- und Rehabilitationskosten (Krankenkassen, Gesellschaft)

Schätzen Sie selbst!